Wortschatz-Tabu

Wortschatz-Tabu

Hast du dich schon mal damit beschäftigt, welche Worte du in deinem täglichen Sprachgebrauch benutzt und welche Aus-Wirkung sie auf dich und auf andere haben?

Jedes gesprochene oder gedachte Wort hat eine Energie. Denn mit jedem Wort sind Gefühle verknüpft. Es transportiert somit nicht nur Informationen, sondern vor allem Emotionen. Die Art, wie wir mit uns und anderen Menschen sprechen, hat also eine Wirkung auf unsere Psyche, unser Wohlbefinden, ja sogar auf unser vegetatives Nervensystem.

Diese Tatsache machen sich manche Menschen durch ihre Wortwahl und den gezielten Einsatz ihrer Sprache zunutze, indem sie dadurch andere Menschen zu ihrem Vorteil manipulieren. Sie lenken deren Wahrnehmung, Emotionen und Handlungen. In der Politik wird dafür gerne der Begriff „Framing“ benutzt. Laut Wikipedia bedeutet Framing, „dass unterschiedliche Formulierungen einer Botschaft – bei gleichem Inhalt – das Verhalten des Empfängers unterschiedlich beeinflussen.“ Das ist jedoch nicht nur der Fall, wenn wir Botschaften anderer Menschen bzw. Medien hören, sondern es hat auch eine Auswirkung auf uns selbst, wenn wir bestimmte Wörter benutzen.

Das Spannende dabei: Dieser Effekt lässt sich nicht mit der Theorie der rationalen Entscheidung erklären, denn der Mensch denkt mit seinem gesamten Körper. Er visualisiert Wörter, er hört, schmeckt, riecht und fühlt sie. Damit assoziiert er positive und negative Gefühle.
Hier eine kleine Übung für dich: Denke das Wort Zitrone. Was geschieht dabei in deinem Körper? In der Regel beginnt unser Mund sofort Speichel zu produzieren, ohne dass wir dies beabsichtigen.

Die deutsche Sprache macht es sehr einfach, denn sie ist eine sehr bildhafte Sprache. Ein Beispiel: Woran denkst du bei dem Wort „Bombenwetter“? Vielleicht an schönes Wetter? Blauer Himmel? Die Sonne scheint? In dem Wort steckt vielleicht aber auch etwas Unheilverkündendes. „Bombenwetter“ – das Wetter ist zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht kennst du auch die Vorahnung, dass es womöglich nicht lange anhält, wenn das Wetter so schön ist. Liegt etwa etwas Unheilverkündendes in der Luft? Könnte es sein, dass es urplötzlich gewittert, wobei doch vorher das Wetter noch so schön war?
Je nach Generation verbindet man Unterschiedliches damit. Menschen, die noch vom Krieg betroffen waren, verbinden sicherlich etwas Bedrohliches mit dem Wort-Bestandteil Bombe. Im Krieg drohte bei wolkenfreiem Himmel die Gefahr, dass Bomben flogen. Wie fühlt sich das jetzt an, ein Wort zu benutzen, das solch einen bitteren Beigeschmack mit sich bringt?

Unsere Sprache MACHT etwas mit uns, daher ist sie eine Macht, die wir zum Ausdruck bringen.

Beobachte dich in deinem täglichen Sprachgebrauch. Wie oft benutzt du Verneinungen, wo doch die ursprüngliche Botschaft positiv gemeint ist? „Das ist nicht schlecht!“ Sag doch einfach das nächste Mal „Das ist gut!“.

Schreibe ein Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert